Donnerstag, 6. November 2008

Waldesnacht

Waldesnacht, du wunderkühle,
die ich tausend Male Grüß;
nach dem lauten Weltgewühle,
O, wie ist dein Raschen süß,
Träumerisch die Müden Glieder
berg ich weich ins Moos,
und mir ist als würd ich wieder
all der irren Qualen los.


Fernes Flötenlied vertöne,
das ein weites Sehnen rührt,
die Gedanken in die Schöne,
ach mißgönnte Ferne führt.
Laß die Waldesnacht mich wiegen,
stillen jede Pein,
und ein seeliges Genügen
saug ich mit den Düften ein


In den heimlich engen Kreisen
wird dir wohl, du wildes Herz,
und ein Friede schwebt mit leisen
Flügelschlägen niederwärts.
Singet holde Vogellieder,
mich in Schlummer sacht!
Irre Qualen Löst euch wieder,
wildes Herz nun gute Nacht!


(Paul Heyse)


Das Gedicht spiegelt die Stimmung in der industriellen Revolution wieder, wo die Leute sich wegen all dem Beton in den sie eingepfercht sind so sehr nach der Natur sehnen... in diesem Kontext finde ich es besonders erstaunlich, dass jemand dazu im Stande ist eine Nacht im Wald so wunderschön zu beschreiben!